Fallen
Videoprojektion | Vertikales Museum Kunstquartier Osnabrück | 17.1.—6.22020
Roßberg und Wamhof beschäftigen sich in ihrem dreiteiligen Projekt mit der Ambiguität von ‚fallen‘. Einerseits mit der Symbolkraft von Fallbewegungen und andererseits mit den sich überlagernden zeitlichen Dimension Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. 
Zum Video: Zahlreiche Gegenstände gleiten vom oberen Rand der vertikalen Architektur hinunter ins Nichts: Mal einzeln, mal paarweise. Die Geschwindigkeiten der Fallbewegungen von Kopfhörern, Würfeln und weiteren Objekten entsprechen jedoch nicht den Erwartungen. Der Begriff der ‚Slow Motion‘ wird sinnlich erfahrbar. Fällt ein leichtes Blatt schneller als eine schwere Billardkugel zu Boden, entsteht ein thematisch offenes Feld. Das Zusammenwirken, der Rhythmus und die Reihenfolge der überwiegend fallenden Gegenstände beeinflussen das Narrativ und fordern, auch durch den Realisationsort, eine Neuinterpretation. Eines haben die Objekte zudem gemeinsam: Sie alle wurden unserem Alltag entnommen und sind uns sehr vertraut. In der Vergrößerung und begleitet von kosmischen Sounds verändern sich die Wirkung und der Symbolgehalt der Gegenstände. Das vertikale Museum des Felix-Nussbaum-Hauses wird zum Träger der Projektion und definiert den Aktionsraum der Fall-Studien. ‚fallen‘ spielt mit den Erwartungen des Publikums und hebelt die Naturgesetze der Gravitationskraft auf poetische Weise aus. Ein vertikal angelegtes Ballett aus Alltagsobjekten bespielt die gegebene Architektur.
Erweitert wird das Projekt durch eine Videodokumentation, die als Relikt der temporären Intervention im öffentlichen Raum gedacht ist. Sie dient als mediale Verbindung zwischen der Projektion und der materialisierten Veranschaulichung in Form eines abbildgenauen 3D-Drucks. Dieser visualisiert und verewigt ein ausgewählten „Zeitpunkt“ der Fallbewegung einer Klebebandrolle, wodurch sich Vermutungen zum vorherigen und nachfolgenden Bewegungsprozess antizipieren lassen. Die additive Fertigungstechnologie des 3D-Druckens – wiederum ein zeitlicher Vorgang (hier ca. 52 Std. Druckvorhang) – stilisiert das Prozesshafte verdichtet als Skulptur metaphorisch.